Von Mindfulness zu Kindfulness: Warum echte Nächstenliebe mehr ist als Meditationerschrift ein
In einer Welt, in der Mindfulness zum Lifestyle-Trend geworden ist, fehlt oft das Wichtigste: echte Menschlichkeit. Als Coach und Praktizierende von Meditation, Yoga und EFT (Emotional Freedom Techniques) beobachte ich ein faszinierendes Phänomen: Während viele Menschen von Achtsamkeit sprechen, scheinen sie die grundlegendste Form der menschlichen Verbindung zu vergessen – die Fähigkeit, sich wirklich um andere zu kümmern.
Dr. David Hamilton (https://drdavidhamilton.com/) prägt dafür einen wunderbaren Begriff: „Kindfulness“ – eine Verschmelzung von Mindfulness (Achtsamkeit) und Kindness (Freundlichkeit). Und genau das ist es, was unserer modernen Interpretation von Mindfulness oft fehlt.
Die verlorene Essenz der Achtsamkeit
Interessanterweise war Mindfulness ursprünglich viel mehr als nur eine Meditation oder eine Entspannungsübung. In der traditionellen buddhistischen Form war es untrennbar mit ethischem Verhalten und Mitgefühl verbunden. Wie Hamilton treffend beschreibt, haben wir im Bestreben, Achtsamkeit ‚alltagstauglich‘ zu machen, etwas Wesentliches verloren: die Verbindung zwischen innerer Ruhe und äußerer Güte.
Von der Theorie zur Praxis
In meiner täglichen Arbeit als Coach erlebe ich immer wieder, wie wichtig dieser ganzheitliche Ansatz ist. Es geht nicht darum, der „bessere Mensch“ zu sein oder anderen zu predigen, wie sie leben sollen. Vielmehr geht es um kleine, aber bedeutungsvolle Gesten:
- Einem Fremden die Tür aufhalten
- Ein aufrichtiges Lächeln verschenken
- Einen zusätzlichen Kaffee bezahlen für den nächsten Gast
- Kleingeld im Parkautomaten hinterlassen
- Einen überraschenden 5-Euro-Schein in einem Buch verstecken
Diese kleinen Akte der Freundlichkeit sind mehr als nur nette Gesten – sie sind praktizierte Achtsamkeit im besten Sinne. Wie oft habe ich mich gefreut, wenn mir jemand sein Parkticket gegeben hat, weil da noch genug Parkzeit darauf war, nur so als Beispiel.
Die Kluft zwischen Predigen und Handeln
Besonders deutlich wird mir persönlich, die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis oft im kirchlichen Kontext. Während viele von Nächstenliebe sprechen, habe ich die aufrichtigste Unterstützung oft von Menschen erfahren, die weniger predigen und mehr handeln. Das Gleiche gilt in der Coaching-Szene: Statt überheblicher Besserwisserei brauchen wir echtes Mitgefühl und die Erkenntnis, dass es viele Wege zum Ziel gibt.
Warum Kindfulness die Antwort sein könnte
Hamilton’s Konzept der „Kindfulness“ bietet einen wunderbaren Ausweg aus diesem Dilemma. Es verbindet das Beste aus beiden Welten: die nach innen gerichtete Achtsamkeit mit der nach außen gerichteten Güte. Wie er so treffend schreibt: „Es geht nicht nur um dich – es geht um uns alle.“
In einer Zeit, in der digitale Verbindungen oft unsere einzige Form der Kommunikation sind, brauchen wir mehr denn je diese Form der aktiven, mitfühlenden Achtsamkeit. Unser Gehirn ist, wie Hamilton erklärt, auf echte Verbindung programmiert – jede Interaktion, jedes Lächeln, jedes freundliche Wort ist mehr als nur eine flüchtige Geste.
Der Weg nach vorn
Die Lösung liegt vielleicht nicht darin, Mindfulness komplett neu zu erfinden, sondern sie zu ihrer ursprünglichen, ganzheitlichen Form zurückzuführen. Dabei geht es nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, wie Hamilton es so schön formuliert: „Sei einfach freundlich, in welcher Form auch immer. Sei kein Arschloch. Ende.“
In diesem Sinne ist Kindfulness vielleicht genau das, was unsere moderne Welt braucht: eine Praxis, die uns dabei hilft, nicht nur achtsamer mit uns selbst, sondern auch fürsorglicher im Umgang mit anderen zu sein. Denn am Ende des Tages macht nicht die perfekte Meditationspraxis den Unterschied, sondern die kleinen Momente der Menschlichkeit, die wir miteinander teilen.