Ich erkläre mich. Und das nervt.
Ich erkläre mich.
Ständig.
Und es macht mich müde.
Nicht, weil ich nicht weiß, was ich tue. Nicht, weil ich mich unsicher fühle. Sondern weil ich merke, wie oft ich mich erklären muss, nur um ernst genommen zu werden. Und wie oft diese Erklärung nicht für echtes Verstehen gefragt wird, sondern um mich einzuordnen. Abzustempeln. In eine Schublade zu stecken.
Ich arbeite mit Frauen. Punkt. Und das erkläre ich immer wieder.
Warum nur Frauen?
„Warum nur Frauen? Wäre das nicht diskriminierend?“ „Was ist, wenn ein Mann zu dir kommt, lehnst du den ab?“
Ja. Und nein, es ist nicht diskriminierend. Es ist eine Entscheidung. Eine Position. Eine Haltung. Ich arbeite mit Frauen, weil ich an ihre Kraft glaube. Und weil ich sehe, wie wenig Raum ihnen oft gelassen wird. In Unternehmen, in Netzwerken, in Gesprächen. Ich arbeite mit Frauen, weil ich weiß, dass wenn wir etwas in der Welt verändern wollen, wir mehr Frauen brauchen, die sichtbar, selbstständig, wirtschaftlich stark sind. Frauen in der Wirtschaft haben Einfluss. Und damit die Chance, Gesellschaft zu gestalten. Ich arbeite mit Frauen, weil ich finde, dass es reicht, sich zu entschuldigen für Klarheit, für Ambitionen, für Träume.
Ich erkläre das. Immer wieder. Und ja, es nervt. Es macht mich wütend. Es erschöpft mich. Weil ich nicht gegen Männer arbeite. Weil ich Mutter eines Sohnes bin, Ehefrau eines Mannes, Kollegin von Männern, die ich schätze, achte und bewundere. Weil ich weiß, dass gute Männer genauso Teil des Wandels sind. Aber ich weiß auch, dass es Machtstrukturen gibt, die uns Frauen klein halten. Die laut, entschieden und unberührbar wirken. Ich sehe sie in der Politik, in der Wirtschaft, im Alltag.
Meine Zeit beim BNI
Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit im BNI. Das ist ein Unternehmernetzwerk, bei dem man sich regelmäßig zum Netzwerken trifft. Wöchentliche Meetings, strukturierter Austausch, Empfehlungen. Mein Chapter war fast ausschließlich männlich. Und obwohl ich anfangs neugierig war, wollte ich offen sein und mich zeigen, merkte ich sehr schnell: Hier bin ich nicht gemeint. Mein Name wurde oft falsch ausgesprochen. Mein Logo wurde kommentiert: „Bridge IT Coaching? Was machst du denn mit Computern?“ Ich erklärte: „Nein, nicht IT wie Informationstechnik, sondern „It“ im Sinne von „Bridge it. Do it. Live it.“
Aber sie hörten nicht zu. Sie lachten, witzelten. Und ich stand da und erklärte. Wieder.
Ich fühlte mich nicht ernst genommen. Nicht gesehen. Und nicht verstanden. Und das, obwohl ich eine erfahrene Dozentin, Coachin, Wirtschaftspsychologin bin. Ich merkte: Ich erkläre mich, damit ich bleiben darf. Und das ist kein Zustand, den ich akzeptiere.
Es reicht mir jetzt!
Heute Morgen im Radio: Eine neue Fußball-Idee der FIFA. Wieder ein Milliardenprojekt. Wieder ein Prestige-Spiel. Wieder das Ego eines Funktionärs, das entscheidet, was Millionen Menschen erleben. Ich saß da und hörte zu und mir wurde schlecht. Ich dachte: Währenddessen fehlen Frauenhäusern Mittel. Währenddessen sprechen Frauen immer noch leiser, verdienen weniger, stellen sich kleiner. Ich erkläre das niemandem mehr, der es nicht verstehen will. Aber ich sage es laut für die, die fühlen, was ich meine.
Ich glaube an Menschlichkeit. Ich glaube, dass Emotionen zum Leben gehören. Nicht, weil wir Frauen sind, sondern weil wir Menschen sind. Ich glaube, dass wir uns brauchen. Dass wir uns nicht wegwischen dürfen, nur weil jemand lauter ist. Ich glaube daran, dass es nicht „Männlein gegen Weiblein“ ist, sondern Vielfalt, Unterschiedlichkeit, aber eben auch: Klarheit. Und meine Klarheit ist: Ich arbeite mit Frauen. Weil ich da alles reinlegen kann, was ich bin. Ohne mich zu übersetzen. Ohne mich zu erklären.
Ich erkläre mich nicht, um zu rechtfertigen. Ich erkläre mich, um zu erinnern: Wir dürfen Emotionen haben. Wir dürfen wütend sein, traurig, berührt, begeistert. Wir dürfen berühren. Und uns berühren lassen. Und wenn wir das leben, gemeinsam, dann kippt das System. Nicht mit Kampf. Mit Klarheit.
Ich erkläre mich. Und das ist in Ordnung. Solange ich nicht dabei verschwinde.
💌 Mein Newsletter
Wenn du dich auch ständig erklärst – und trotzdem klar bleiben willst, dann lies mit.
Für Frauen, die aufstehen, sichtbar werden und nicht mehr zurück in die Schublade passen.
👉 Oder buch dir ein Gespräch mit mir – damit du dich nicht länger klein erklären musst. [Termin buchen]