­Sexismus im Business: Meine Liebe, die Finger waren schneller“: Wenn Männer aus Fehlern Flirts machen

Sexismus im Business hat viele Gesichter – heute zeige ich euch eines davon.

Die Eskalation in 3 Akten

Akt 1: Er schreibt meinen Namen falsch. „Birgit.“

Akt 2: Ich korrigiere sachlich. „Brigitte. Mein Name ist Brigitte.“

Akt 3: Seine Antwort: „Oh sorry meine Liebe, ab und zu sind die Finger einfach schneller. Ich hoffe du kannst mir nochmal verzeihen.😊“

Record Scratch. Freeze Frame.

MEINE LIEBE?!

Wir sind von einem falsch geschriebenen Namen zu „meine Liebe“ eskaliert. In einer Business-Konversation. Auf LinkedIn.

Lasst mich das mal übersetzen, was hier wirklich passiert ist.

Die Anatomie einer toxischen Antwort

„Oh sorry“ – Die Fake-Entschuldigung

„Oh sorry“ ist die kleine Schwester von „Tut mir leid, dass du dich so fühlst“. Es ist keine echte Entschuldigung. Es ist ein „Ups, erwischt, egal“.

Eine echte Entschuldigung wäre: „Das tut mir leid, ich hätte aufmerksamer sein sollen.“

Aber stattdessen: „Oh sorry“ – wie wenn man jemandem auf den Fuß tritt und weitergeht.

„Meine Liebe“ – Die Machtdemonstration

Fakt: Wir kennen uns nicht. Fakt: Das ist eine Business-Plattform. Fakt: Ich habe ihn gerade korrigiert.

Und seine Reaktion? Mich auf „meine Liebe“ zu reduzieren.

Was „meine Liebe“ wirklich sagt:

  • „Ich nehme dich nicht ernst“
  • „Du bist für mich keine Business-Kontakt, sondern ein Mädchen“
  • „Ich mache das hier zu etwas Persönlichem“
  • „Deine Korrektur ist süß, nicht professionell“

Das ist Diminutiv als Waffe. Er macht mich klein, um sich nicht klein fühlen zu müssen.

„Die Finger waren schneller“ – Die Verantwortungs-Verschiebung

Nicht ER hat einen Fehler gemacht. Die FINGER waren’s!

Die Finger haben selbstständig „Birgit“ getippt. Die Finger haben eigenständig gehandelt. Er ist nur das Opfer seiner rebellischen Finger.

Was er wirklich sagt: „Ich übernehme keine Verantwortung.“

Das ist wie: „Der Hund hat meine Hausaufgaben gefressen“ für Erwachsene.

„Ich hoffe du kannst mir nochmal verzeihen“ – Die Emotional Labor Forderung

„Nochmal“? Als hätte ich ihm schon mal verziehen. Als wären wir in einer Beziehung mit Vergebungs-Historie.

„Verzeihen“? Für einen Tippfehler? Das ist so überdramatisiert, dass es manipulativ wird.

Was hier passiert: Er macht aus seinem Fehler meine emotionale Arbeit. ICH soll jetzt die Großzügige sein. ICH soll verzeihen. ICH soll sagen „Ach, macht doch nichts!“

Der Subtext: „Sei ein braves Mädchen und mach kein Drama draus.“

„😊“ – Der Toxische Smiley

Dieser Smiley ist der Gipfel. Er soll alles „leicht“ machen. Unverbindlich. Spielerisch.

Der Smiley sagt: „Ist doch alles nicht so schlimm! Lächle doch mal!“

Es ist die Emoji-Version von „Du solltest öfter lächeln.“

Das Pattern: Vom Fehler zum Flirt

Das ist ein klassisches Pattern, das viele Frauen kennen:

  1. Mann macht Fehler
  2. Frau korrigiert sachlich
  3. Mann wird persönlich/flirty/diminutiv

Warum? Weil er die Dynamik ändern will. Von „Ich habe einen Fehler gemacht“ zu „Wir sind hier in einem süßen, persönlichen Austausch.“

Weitere Klassiker dieser Kategorie:

  • „Nicht so streng, Süße!“
  • „War doch nicht böse gemeint, Kleine“
  • „Du bist ja eine Genaue! 😉“
  • „So wichtig ist das doch nicht, Schätzchen“

Alle diese Antworten tun dasselbe: Sie machen aus einem professionellen Kontext einen persönlichen. Aus einer berechtigten Korrektur ein „süßes Missverständnis“.

Warum mich das zur Weißglut bringt

Es ist Sexismus in Reinform

Würde er einen Thomas, der ihn korrigiert, „mein Lieber“ nennen?

Diese Verniedlichung ist reserviert für Frauen. Es ist die verbale Version des Kopf-Tätschelns.

Es invalidiert meine Korrektur

Meine sachliche Korrektur („Mein Name ist Brigitte“) wird umgedeutet in eine emotionale Reaktion, die Vergebung braucht.

Ich habe nicht emotional reagiert. Ich habe einen Fakt genannt.

Es macht mich zur Zicke, wenn ich nicht mitspiele

Wenn ich jetzt sage: „Nennen Sie mich nicht ‚meine Liebe'“, bin ich die Überempfindliche. Die Humorlose. Die Zicke.

Das ist die Falle: Entweder ich spiele mit und lasse mich diminuieren. Oder ich wehre mich und bin die Schwierige.

Die Business-Translation

Was er geschrieben hat: „Oh sorry meine Liebe, ab und zu sind die Finger einfach schneller. Ich hoffe du kannst mir nochmal verzeihen.😊“

Was ein Profi geschrieben hätte: „Entschuldigung für den Fehler, Brigitte. Ich werde in Zukunft aufmerksamer sein.“

Der Unterschied:

  • Klare Entschuldigung
  • Richtiger Name
  • Verantwortungsübernahme
  • Professioneller Ton
  • Keine emotionale Arbeit für mich

Wie ich tatsächlich geantwortet habe (nicht)

Was ich schreiben wollte:

„Mein Name ist Brigitte. Meine Bezeichnung ist nicht ‚meine Liebe‘. Meine Finger sind nicht zu schnell, um das klarzustellen. Meine Vergebung ist nicht verfügbar für Männer, die Frauen im Business-Kontext diminuieren. Mein Block-Button funktioniert allerdings hervorragend. 😊“

Was ich tatsächlich gemacht habe:

Nichts. Gar nichts. Radio Silence.

Weil: Er ist meine Energie nicht wert.

Das größere Bild: Casual Sexism im Business

Diese „meine Liebe“-Nummer ist nur die Spitze des Eisbergs. Es ist Teil eines Systems, in dem:

  • Frauen nicht ernst genommen werden
  • Korrekturen als „emotional“ gelabelt werden
  • Professionalität bei Frauen als „streng“ gilt
  • Männer aus Business-Situationen Dating-Situationen machen

Die Daily Dosis Sexismus

Jede Frau im Business kennt das:

  • Das „Lächel doch mal“ in Meetings
  • Das „Nicht so verbissen“ bei Deadlines
  • Das „Die Kleine macht das schon“ vom Chef
  • Das „Meine Liebe“ auf LinkedIn

Es ist Tod durch tausend Nadelstiche.

Der Guide: Wie man auf „Meine Liebe“-Typen reagiert

Option 1: Der Ice Queen Move

„Ich bin weder ‚deine‘ noch ‚Liebe‘. Ich bin Brigitte [Nachname], und in professionellen Kontexten erwarte ich professionelle Anrede.“

Option 2: Der Mirror Move

„Oh sorry mein Lieber, meine Finger waren auch schneller. Block

Option 3: Der Education Move

„Kleine Info: ‚Meine Liebe‘ ist keine angemessene Business-Anrede. Das wollten Sie sicher nicht so rüberbringen, daher der Hinweis für zukünftige professionelle Kommunikation.“

Option 4: Der Silence Move

Einfach nie wieder antworten. Zeit ist zu wertvoll.

Option 5: Der Public Shame Move

Screenshot + Post: „LinkedIn ist wild. Von falschem Namen zu ‚meine Liebe‘ in einer Nachricht. 🚩🚩🚩“

Was Männer stattdessen tun könnten

Bei einem Fehler:

  1. Echte Entschuldigung: „Das tut mir leid, Brigitte.“
  2. Verantwortung: „Ich hätte aufmerksamer sein sollen.“
  3. Korrektur: „Ich werde es mir merken.“
  4. Professionell bleiben: Keine Kosenamen, keine Emojis, kein Flirt

So fucking einfach.

Was Frauen wissen sollten

Du bist nicht überempfindlich

Wenn dich „meine Liebe“ im Business-Kontext stört, bist du nicht überempfindlich. Du hast Standards.

Du schuldest keine Vergebung

Nur weil er um Vergebung bittet, musst du nicht vergeben. Du schuldest ihm gar nichts.

Du darfst Grenzen setzen

„Nennen Sie mich nicht so“ ist eine vollkommen legitime Grenze.

Du darfst blockieren

Deine LinkedIn-Kontaktliste ist kein öffentliches Gut. Du entscheidest, wer Zugang hat.

Das Manifesto gegen Business-Kosenamen

Ich erkläre hiermit:

  1. Mein Name ist mein Name. Nicht „Liebe“, „Süße“, „Kleine“ oder „Schätzchen“
  2. Business ist Business. Keine Flirt-Zone
  3. Fehler eingestehen heißt Verantwortung übernehmen, nicht diminuieren
  4. Professionelle Korrektur verdient professionelle Antwort
  5. „Meine Liebe“ ist ein Grund für instant Block
  6. Ich bin nicht überempfindlich, ich habe Standards
  7. Männer, die Frauen diminuieren, disqualifizieren sich selbst

Der Plot Twist

Wisst ihr was das Ironische ist?

Derselbe Mann, der mich „meine Liebe“ nennt, würde wahrscheinlich ausrasten, wenn sein männlicher Vorgesetzter ihn „mein Kleiner“ nennen würde.

Derselbe Mann erwartet in seinem Business „Herr [Nachname]“ und absoluten Respekt.

Derselbe Mann würde einen LinkedIn-Artikel schreiben über „Professionalität im Business“, während er Frauen mit Kosenamen diminuiert.

Die Einladung

An alle Frauen, die das lesen:

Teilt eure „Meine Liebe“-Stories. Die Momente, wo aus Business plötzlich Kindergarten wurde. Wo aus Korrektur Flirt wurde. Wo aus Professionalität Kosenamen wurden.

Lasst uns diese Muster sichtbar machen.

Denn nur wenn wir darüber reden, ändert sich was.

P.S. An den „Meine Liebe“-Mann

Falls du das hier liest (unwahrscheinlich, Männer die „meine Liebe“ sagen, lesen selten Artikel von Frauen):

Mein Name ist Brigitte. Nicht Birgit. Nicht „meine Liebe“. Brigitte.

Und deine Finger waren nicht zu schnell. Du warst zu respektlos.

Der Unterschied? Mein Fehler wäre verzeihbar gewesen. Deiner zeigt Charakter.

Nicht so liebe Grüße, Brigitte (Die du nie wieder „meine Liebe“ nennen wirst, weil: BLOCKED)


Hat dir auch schon mal jemand im Business-Kontext einen unangemessenen Kosenamen gegeben? Wie hast du reagiert? Lass uns in den Kommentaren sammeln!

Und Männer: Wenn ihr euch fragt „Darf ich denn gar nichts mehr sagen?“ – Doch. Unsere Namen. Richtig. Ohne Diminutiv. So einfach ist das.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das Birgit-Gate

Das Birgit-Gate

Das Birgit-Gate: Eine Wutrede über Respekt, Boundaries und warum ich auf falsch geschriebene Namen allergisch bin (und stolz darauf!) Spoiler Alert: Wenn du meinen Namen nicht richtig schreiben kannst, bist du raus. Keine zweite Chance. Kein "Sorry, war ein Versehen"....

mehr lesen
Das große EFT-Glossar: 29 Begriffe verständlich erklärt

Das große EFT-Glossar: 29 Begriffe verständlich erklärt

Du willst EFT (Emotional Freedom Techniques) verstehen, aber die vielen Fachbegriffe verwirren dich? Keine Sorge! In diesem umfassenden EFT Glossar erkläre ich dir die wichtigsten Begriffe rund um die Klopfakupressur – praxisnah und ohne unnötiges Fachchinesisch. Egal...

mehr lesen

Warte nicht länger!

Lass uns starten!